Ein Schmuckstück für Fledermäuse und Träumer
Der Zwilliker Weiher war einst ein schönes, schmuckes Gewässer und diente der Fabrik als Stausee für die eigene Stromproduktion. Sogar als Badeteich wurde das schöne Gewässer phasenweise genutzt und ist einigen Zwilliker Dorfbewohnern noch als schönes Naherholungsgebiet in Erinnerung. Heute ist vom einstigen Glanz nicht mehr viel übrig geblieben; Der Zufluss ist unterbrochen, die Anlage ist am verrotten und der Weiher ist nur noch ein trüber Tümpel. Doch Rettung ist in Sicht! Zusammen mit Pronatura Zürich und der Stadt Affoltern plant die Baudirektion des Kanton Zürichs ein umfassendes Revitalisierung des Jonenbachs und des Zwilliker Weihers.
Früher wurde der untere Zwillikerweiher als Wasserspeicher/Stausee zur Stromproduktion für die Spinnerei-Fabrik genutzt. Noch früher wurden die Maschinen sogar durch ein Wasserrad angetrieben. Dies hatte allerdings den Nachteil, dass bei tiefem Wasserstand der Jonen die Maschinen still stehen mussten oder ihre Leistungsfähigkeit stark eingeschränkt war.
Deshalb wurde Anfang des Neunzehnten Jahrhunderts die Errichtung eines eigenen, kleinen Kraftwerks geplant. Das Wasser wurde am Nordostende des Weihers durch ein Klappenwehr regulierte. Teile davon sind heute noch vorhanden und bilden stumme Zeitgenossen dieser hochtechnisierten Industrie-Epoche.
Am Ende des Weihers wurde das Wasser über ein Eschwer-Wyss-Rohr in das Schwall-Sunk-Kraftwerk geleitet, dessen Turbine und Generator sich noch immer in der Fabrik befindet. Leider ist die Anlage seit 2012 defekt und eine Reparatur ist ökonomisch nicht mehr vertretbar.
Das Ende der Träume einer florierenden Stromproduktion
Es gab sogar vor einigen Jahren eine Aktiengesellschaft, die mit dem Zweck gegründet wurde, eigenen Strom zu produzieren und diesen gewinnbringend zu verkaufen. Aber dieses Vorhaben scheiterte und so wurde die Aktiengesellschaft liquidiert.
Danach ging der gesamte Weiher in den Besitz der Umweltorganisation Pro Natura Zürich über.
Seit einigen Jahren ist der Zufluss zum Weiher nicht mehr richtig gewährleistet, da der Jonenbach um ca. 40 cm abgesenkt wurde und das obere Wehr nicht genügend frisches Wasser in den Teich nachfliessen lässt. Dadurch zirkuliert das Wasser nicht mehr richtig, und da sich niemand um den Weiher oder um das Totholz und Laub kümmert, bildet sich immer mehr Schlamm.
Ein verschlafener Weiher – ein Paradies für Fledermäuse
Doch was auf den ersten Blick wie ein vergessen gegangenes Stück Moorlandschaft aussieht, verbirgt in Wahrheit ein fragiles, kleines, schützenswertes Paradies für zahlreiches Lebewesen und Fledermäuse. Insbesondere die Fledermäuse haben am Zwilliker Weiher einen Jagd- und Lebensraum gefunden, der in der ganzen Schweiz einzigartig ist. Im 2016 konnten
13 Fledermausarten akustisch nachgewiesen werden. Fünf davon stehen auf der Roten Liste,
u.a. die stark gefährdeten Arten Mopsfledermaus und Wimperfledermaus.
Besonders das vorhandene Wasser, der Baumbestand rund um den Teich und die Ruhe sind optimale Voraussetzungen für die Fledermauspopulation. Rund um den Weiher befinden sich zahlreiche Nistkästen für Fledermäuse.
Rettung naht – ein grosses Projekt ist geplant
Der Zwilliker Weiher steht unter kommunalen Naturschutz. Am 1. Oktober 2020 startete die Baudirektion des Kantons Zürich (Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft) ein offenes Verfahren, bzw. Projektausschreibung mit dem Ziel, die Jonen und den Zwilliker Weiher zu revitalisieren.
Zusammen mit der Stadt Affoltern am Albis, der Pro Natura und Vertretern von Verbänden und Fachexperten wurde folgendes Projektziel ausformuliert (Auszug aus dem Ausschreibungsdokument „Revitalisierung Jonen, Zwillikon):
Der Zwillikerweiher mit seinen wertvollen Verlandungs- und Flachwasserzonen soll als Lebensraum erhalten werden. Eine natürliche Verlandung und Sukzession wird jedoch zugelassen. Verschiedene bauliche Massnahmen sollen die Anlage ertüchtigen mit dem Ziel, dass der Weiher unabhängig von der Nutzung des gefährdeten Gebäudes nicht der StAV unterstellt werden muss.
Die Jonen soll im gesamten Projektperimeter revitalisiert werden. Dabei sind neben der Ökologie auch die Aspekte Hochwassersicherheit (Zwillikon), Gestaltung und Naherholung, Landwirtschaft sowie eine Vielzahl von Randbedingungen zu berücksichtigen.
Quellen:
Integrale Wasserwirtschaft im Einzugsgebiet der Jonen Konzeptstudie Objekt Nr. 1925.10 Winterthur, 13. August 2014 Aussage Christoph Noll. AWEL, 2013
B Projekt- und Leistungsbeschrieb der Baudirektion des Kantons Zürich vom 1. Oktober 2020